Zeitreise Berlin-Ost Teil I

Anfang der 80ziger Jahre war ich für meinem ersten beruflichen „Auslands“-Einsatz in der damaligen DDR unterwegs. Genauer gesagt hatte ich mit Kollegen zusammen eine Inbetriebnahme im VEB Stahl- und Walzwerk Brandenburg durchzuführen. Der „Westen“ hatte eine Blockbrammenschere geliefert (die übrigens damals mit Kartoffeln bezahlt wurde) und die sollte von uns in Betrieb genommen werden. Da wir alle über ein Arbeitsvisum verfügten, konnten wir uns, in einem gewissen Rahmen, frei bewegen. Dies brachte natürlich auch Ausflüge in die nähere Umgebung z.B. Berlin mit sich.

Da ich nicht mehr genau weiß, was für einen Weg ich genau gegangen bin, werde ich euch einfach die Bilder zeigen und sie versuchen zu kommentieren und bitte verzeiht mir die Qualität, aber sie stammen von Dias die ich habe Einscannen lassen und natürlich hat mir auch Wiki bei den Texten wieder sehr dabei geholfen.

Also auf zu einen Rundgang durch Ost-Berlin Anfang der 80ziger Jahre.

Für alle Besucher die aus West-Berlin kamen, war der Bahnhof Berlin-Friedrichstrasse das „Tor“ nach Ost-Berlin. Zur Zeit der deutschen Teilung war der Bahnhof Friedrichstraße eine der wichtigsten Grenzübergangsstellen zwischen Ost- und West-Berlin. Bürger aus der Bundesrepublik und aus „anderen Staaten“ konnten gegen Vorlage des Reisepasses direkt nach Ost-Berlin einreisen, West-Berliner mussten vorher in einem der fünf Büros für Besuchs- und Reiseangelegenheiten im Westteil der Stadt einen „Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums der DDR“ beantragen.

Bahnhof Berlin-Friedrichstrasse

Nach meinen Bildern zu urteilen ging es vom Bahnhof Friedrichstrasse direkt zu der Strasse „Unter den Linden“, mit einem Blick auf das Brandenburger Tor. Davon aber später mehr.

Straße „Unter den Linden“ mit Blick auf das Brandenburger Tor

Die weitere grobe Richtung war der Berliner Fernsehturm. Vorbei an der St. Hedwigs-Kathedrale und der Staatsoper „Unter den Linden“ ging es über die Spree zum Neptunbrunnen.

Die St. Hedwigs-Kathedrale

Die St. Hedwigs-Kathedrale wurde nicht als Bischofssitz gebaut. Sie war die erste katholische Kirche, die in der Residenzstadt Friedrichs des Großen nach der Reformation 1747 gebaut werden durfte. Mit ihr wurde die katholische Kirche in Berlin wieder sichtbar und identifizierbar. Im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, wurde die Kathedrale 1952 bis 1963 nach Plänen von Hans Schwippert im Stil der Nachkriegsmoderne wiederhergestellt

Die Staatsoper Unter den Linden oder Staatsoper Berlin ist ein Opernhaus. Errichtet 1741–1743 im Auftrag Friedrichs des Großen nach Plänen Georg Wenzeslaus von Knobelsdorffs im Stil des Friderizianischen Rokoko, wurde sie nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg 1951–1955 von Richard Paulick wiederaufgebaut. Sie ist das älteste Opernhaus Berlins und das „erste bedeutende Theater überhaupt, das als monumentales, frei stehendes Bauwerk in einer Stadt errichtet wurde“

Die Staatsoper Unter den Linden oder Staatsoper Berlin

Gleich neben dem Roten Rathaus befindet sich der Neptunbrunnen. Der Neptunbrunnen (eigentlich Schlossbrunnen, auch Begasbrunnen) ist ein Baudenkmal, in den Jahren 1888–1891 im Stil des Neobarocks von Reinhold Begas als Geschenk Berlins für Wilhelm II. auf dem Schloßplatz errichtet, wurde er nach dem Abriss des Berliner Schlosses 1951 entfernt und bei der Neugestaltung des Ost-Berliner Zentrums 1969 im Park am Fernsehturm aufgestellt.

Neptunbrunnen (eigentlich Schlossbrunnen, auch Begasbrunnen)

Das Rote Rathaus ist Sitz der Regierenden Bürgermeister, der Senatskanzlei und Tagungsort des Senats von Berlin. Errichtet wurde es von 1861 bis 1871 nach Plänen Hermann Friedrich Waesemanns im Rundbogenstil. Seine Bezeichnung geht auf die rote Ziegelfassade zurück. Die während der DDR-Zeit um 1950 vollzogene großzügige Abräumung Alt-Berlins führte zu großen Freiflächen um das Rote Rathaus. Die Flächen füllten ab den späten 1960er Jahren der Park am Fernsehturm, die Rathauspassagen und in den 1980er Jahren das Marx-Engels-Forum und das Nikolaiviertel zum Teil auf.

Bevor es mit dem Aufzug hinauf zur Aussichtsplattform des Fernsehturms geht noch ein Blick über den Park am Fernsehturm, mit dem Palast der Republik im Hintergrund.

Park am Fernsehturm mit Palast der Republik

Der Palast der Republik war ein Gebäude am Marx-Engels-Platz  auf der Spreeinsel. Er wurde zwischen 1973 und 1976 nach Plänen von Heinz Graffunder und anderen auf einem 15.300 m² großen Teil des Geländes des ehemaligen Berliner Stadtschlosses gegenüber dem Außenministerium der DDR in Nachbarschaft zum Berliner Dom und zum Staatsratsgebäude errichtet. Er war Sitz der Volkskammer und beherbergte eine große Zahl von Veranstaltungsräumen eines öffentlichen Kulturhauses. Ab 1990 war das Gebäude wegen der Emission krebserregender Asbestfasern geschlossen. Von 1998 bis 2003 wurden die Asbesteinbauten entfernt. Nach einem entsprechenden Beschluss des Deutschen Bundestages von 2003 wurde das Bauwerk von Anfang Februar 2006 bis Anfang Dezember 2008 abgerissen. Der Abriss war aus zeitgeschichtlichen, kulturellen und politischen Gründen umstritten.

Palast der Republik

Hat man die Aussichtsplattform erreicht, bietet diese einen herrlichen Rundblick. Der Blick nach Osten ist klar und angenehm, der Blick nach Westen eher trüb. Böse Zungen behaupten, man wollte den DDR-Bürgern, die schöne Aussicht in den Westen verweigern und hätte deshalb die Scheiben nicht geputzt. Ich glaube nicht an die Fensterputz-Variante, sondern eher, dass die Sonneneinstrahlung auf die getönten Scheiben wirkte.

Ausblick vom Fernsehturm nach Osten und nach Westen.

Ein weiteres Phänomen war das sogenannte „Kreuz des Westen“. Der Berliner Fernsehturm sollte die Überlegenheit des Sozialismus zeigen – doch der Bau geriet für das SED-Regime zum GAU. Schuld daran war das Kreuz, das immer bei Sonnenschein auf der Turmkugel zu sehen ist.

Fernsehturm auch Telespargel genannt mit dem „Kreuz des Westen“

Wenn der Fernsehturm in der Sonne glänzt, ist es nicht zu übersehen: Das große Lichtkreuz auf der Außenhülle der silbernen Turmkugel. Rund 200 Meter über dem Alexanderplatz strahlt das bekannteste Symbol des Christentums bei gutem Wetter als Reflexion der Sonnenstrahlen weit über die wenig christliche Hauptstadt.

Der Effekt, der das Kreuz auf der Kugel sichtbar werden lässt, mag die Christen in der Stadt erfreuen – von den Erbauern des Fernsehturms war er nicht beabsichtigt und nicht gewollt. Im Gegenteil: Das SED-Regime, das den Turm von 1965 bis 1969 im Zentrum Ost-Berlins errichten ließ, wollte mit dem insgesamt 365 Meter hohen Gebäude die Überlegenheit des Sozialismus gegenüber dem Westen demonstrieren. „Hier steht die DDR, wir sind die Größten“, fasste der Berliner Historiker Peter Müller vor einigen Jahren in der „Berliner Morgenpost“ die Motivation der DDR-Oberen für den Bau plakativ zusammen.

Doch aus dem erhofften Propagandaerfolg wurde nichts – und Schuld war das Lichtkreuz. Als es nach der Fertigstellung des Turms erstmals auf der Kugel sichtbar wurde, soll der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht getobt haben. Schließlich war das christliche Zeichen für das atheistische und kirchenfeindliche Regime ein rotes Tuch. Dass das Kreuz auf dem Prestigebau der DDR auftauchte, war für die SED-Oberen der Super-GAU.

Während die DDR-Oberen noch nach einer Lösung suchten, sorgte das Lichtkreuz im Westen für Hohn und Spott. Schnell wurde das Kreuz mit Blick auf das religionsfeindliche SED-Regime als „Rache des Papstes“ oder – in Anspielung an seinen Erbauer Walter Ulbricht – als „Sankt Walter“ bezeichnet.

Wer mehr darüber lesen möchte, hier der entsprechende Link.

Fortsetzung folgt und wie immer zum Vergrößern der Bilder einfach anklicken.



Kategorien:Bauwerke, Dies und Das, Fotografie, Landschaftsfotografie

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  1. Interessantes Zeitdokument mit schönen alten Bildern. VG Jürgen

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  2. Sehr schöne Zeitreise!

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  3. Das ist in der Tat eine sehr interessante und spannende Zeitreise!…
    Erinnert mich ein wenig an den Krimi, den ich grade schmökere: „Ein Präsident verschwindet“ von Ralf Langroth, und der auf Tatsachen basiert. Otto John, der erste Präsident des neu gegründeten Verfassungsschutzes, verschwindet im Jahr 1955 eines Tages und taucht im Osten Berlins wieder auf. Ob er zu den „Roten“ übergelaufen ist oder entführt wurde, soll Kriminalhauptkommissar Philipp Gerber von ebenfalls neu gegründeten BKA herausfinden. Liest sich gut, und spielt hauptsächlich im Berlin früherer Tage…
    Hab einen schönen Abend!

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  4. Eine spannende Zeitreise hast zu uns damit geschenkt 🙂

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  5. Klasse Beitrag und das scannen der Dias hat sich gelohnt. Ich habe das auch mal gemacht, allerdings von Dias auf Fotos also Papierbilder und funktionierte auch gut.
    Dies ist natürlich ein Beitrag der Erinnerungen hervorruft. Die haben definitiv seltenheitswert.
    Ich bin gespannt auf weiteres ! Große Klasse Roland

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  6. Immer wieder interessant so alte Bilder der DDR zu sehen. Berlin war DAS größte überhaupt in der DDR und das „Kreuz des Westens“, also davon hab ich bis eben noch nie was gehört. Als ich alt genug war, war davon jedenfalls keine Rede mehr.
    Schöne Erinnerung!
    Danke!

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  7. Hallo Roland, ein sehr interessanter Bericht von unserer Hauptstadt. Das Kreuz des Westens kannte ich tatsächlich noch nicht, obwohl ich schon zu DDR – Zeiten des Öfteren in Berlin und auch auf dem Fernsehturm war. Wieder was gelernt 😉

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  8. Tolle Fotos mit hohem Erinnerungswert. Der Bericht war für mich sehr interessant. Gerne mehr. Liebe Grüße Wolfgang

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  9. Ein spannender Bericht, lieber Roland. Deine Bilder wecken bei mir einige Erinnerungen an die Zeit, als Berlin geteilt war. Ich bin in Westberlin aufgewachsen und habe den Ostteil der Stadt damals einige Male besucht.

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    • Vielen Dank Richard, freut mich, dass dir mein Beitrag gefallen hat und bei dir Erinnerungen geweckt hat 😊 Es wird auch noch ein Beitrag über West-Berlin folgen, da muss ich aber erst noch die Bilder bearbeiten.
      Liebe Grüße,
      Roland

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