Das war dann mal weg

… so heißt eine Dokumentation, die ich neulich bei ZDFInfo gesehen habe. Dabei geht es um einen Streifzug durch die Geschichte genialer Erfindungen, die den damaligen Alltag lange Zeit aufregender und schöner machten und die heute verschwunden sind, wie z.B. die Prilblume oder den Teppichklopfer.

Bei der Doku über den Teppichklopfer wurde ich hellhörig, da dieser damals aus dem oberfränkischen Neuensee kam. Neuensee bildete in der Herstellung von Teppichklopfern einen besonderen Schwerpunkt.

Die Älteren unter euch werden den Teppichklopfer sicherlich noch kennen. Um einen Teppich zu reinigen, wurde er über eine entsprechende Teppichstange gehängt und von der Rückseite kräftig ausgeklopft. Der Teppich wurde nicht nur so gereinigt, sondern auch gelüftet und die Farben wieder intensiver.

Leider war der Teppichklopfer bis in die späten 1970er Jahre auch ein weit verbreitetes Hilfsmittel zur körperlichen Züchtigung von Kinder und Jugendlichen in der Familie.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet der Teppichklopfer zunehmend aus der Mode, da das Reinigen von Teppichen einfacher mittels eines Staubsaugers erledigt werden konnte. Heute gibt es sie nur noch in Fachgeschäften, Antiquitätenläden und auf Flohmärkten, auch Teppichstangen sind in neueren Wohnvierteln nicht mehr installiert.

So jetzt erst Mal genug zum Teppichklopfer selbst und mehr zu meinem Ausflug nach Michelau/Neuensee i. OFr.

In Michelau i. OFr. befindet sich das Deutsche Korbmuseum. Dieses sollte mein erster Anlaufpunkt sein, da ich in Erfahrung gebracht hatte, dass dort unter anderem Exponate von Teppichklopfer ausgestellt werden. Das Museum befindet sich in den Wohn- und Geschäftsräumen eines Korbhändlers. Johann Georg Nagel baute 1815 den ältesten Teil des Gebäudes. 1906 kaufte Max Christian Stölzel das Gebäude und führte das Korbhandelunternehmen weiter. Seit 1967 befindet sich hier das Deutsche Korbmuseum.

Deutsches Korbmuseum in Michelau i. OFr.
Max Christian Stözel kaufte 1906 das Gebäude und führte ein Korbhandelunternehmen

Eine Sammlung von Körben, Werkzeugen und Katalogen wurde erstmals 1918/19 zu Unterrichtszwecken im Michelauer Schulhaus aufgebaut. 1967 zog die Sammlung ins „Stölzel-Haus“. Nach Umbaumaßnahmen 1990 umfasst das Museum heute 26 Ausstellungsräume. Vom Ballonkorb, über Kinderwagensammlung, filigrane Feinflechtstücke bis hin zum Designerstuhl gibt es Stücke aus aller Welt zu sehen.

Diverse Klopfer
Kinderwagen um 1955, ich glaube, in so etwas habe ich auch noch gelegen
Filigrane Feinflechtstücke

Nach dem ich mir die sehr interessante Ausstellung angeschaut hatte, ein Besuch lohnt sich sicherlich, wollte ich natürlich noch nach Neuensee, dem Ort der Klopfermacherei. Aber davon mehr im nächsten Beitrag.

Euch noch einen schönen und entspannten Tag, bleibt oder werdet wieder gesund!!!



Kategorien:Bauwerke, Dies und Das, Fotografie

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1 Antwort

  1. Das ist wirklich sehr interessant, Roland und wusste garnicht, dass es für Teppichklopfer und überhaupt Korbwaren sogar ein Museum in Oberfranken gibt.
    Bei uns liegt noch so ein schöner alter Teppichklopfer im Keller, weil wir viele Jahre einen dicken Berber unter dem Wohnzimmertisch liegen hatten, der nur durch ausklopfen wieder Fasertief sauber wurde. Obwohl wir Kinder auch immer wieder mal damit für so manchen Mist den wir damals bauten „bestraft“ wurden, hab ich keine schlechten Erinnerungen daran, weil es einfach eine andere Zeit war, wir ganz bestimmt keine kleinen braven Engel waren und zwischendurch landete der Teppichklopfer hinter dem großen Wohnzimmerschrank, wo er nur sehr schwer wieder hervorzuholen war. 😄
    In genau so einem Kinderwagen wurde meine etwas ältere Schwester immer von unseren Brüdern spazieren gefahren und ich hab noch ein schönes Foto von mir als damals 3-jährige, neben genau so einem schicken Gefährt als Puppenwagen.😊
    Toller Beitrag, danke für den Tipp und liebe Grüße, Hanne

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    • Vielen Dank liebe Hanne, freut mich sehr, dass dir mein Beitrag so gut gefallen hat. Gleich kommt noch die Fortsetzung zu den Klopfer, die ich äußerst interessant fand 😉
      Liebe Grüße und dir noch einen schönen sonnigen Tag,
      Roland 🤗☘️🌞

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      • Immer wieder sehr gerne lieber Roland und machst mich neugierig auf die Fortsetzung, die ich mir aber erst später ganz in Ruhe anschaue 😉
        Dankeschön, liebs Grüßle und hab auch du einen richtig schönen sonnigen Tag 🤗☀️🍀🪻🌼🌷

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        • War gerade auf meinem täglichen Spaziergang. Es war herrlich, die milde Luft, das Blühen der Bäume und die Gerüche, die an einem vorbei ziehen …
          Liebe Grüße auch an Dich,
          Roland 🤗☘️🌞

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          • Komm gerade vom Sport und nun geht’s auch raus in die so wunderschöne Natur, die Sonne genießen und mich an allem erfreuen was mir unterwegs begegnet… 😊
            Lass es dir gut gehen, lieber Roland und liebs sonniges Grüßle ☀️🤗🌺

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  2. Cooles Museum.
    Das habe ich früher geliebt. Teppiche klopfen. Den Klopfer hatten wir sehr lange.

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  3. Hat man einen Klopfer, wenn man noch einen Klopfer hat? LGLore 😉

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  4. „Die Älteren unter euch werden den Teppichklopfer sicherlich noch kennen.“

    Oh ja! Jetzt habe ich das Bild von unserem Hof in Krefeld-Linn wieder vor Augen: Teppich ueber der Stange und ich mit dem Teppichklopfer zugange.

    Danke fuer die Erinnerung, lieber Roland.

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  5. Spannender Beitrag .. eigentlich ist der Teppichklopfer ja auch ein Statussymbol .. nötig für alle, die sich einen Teppich leisten konnten 🙂

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  6. Die Doku ust echt interessant fanden wir auch.

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  7. Diese Serie kenne ich, habe als alte Zapperin allerdings noch nie eine ganze Folge davon gesehen. 😉

    Der geflochtene Kinderwagen kommt mir auch bekannt vor. Und mit dem Teppichklopfer hat mein Hinterteil in ungestümen Kinderzeiten des Öfteren Bekanntschaft gemacht.

    Das ist ein interessantes Museum, lieber Roland. Vielen Dank für den virtuellen Rundgang!

    Liebe Grüße!

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  8. Danke für den interessanten Beitrag und den schönen Fotos. In Österreich wurden Teppichklopfer auf dem Land noch in den 90er Jahren sowohl zur Reinigung als auch für „Erziehungsmaßnahmen“ (oder zur Drohung, neben dem Holzlöffel) angewendet. In einem afrikanischen Land gehört das Teppichklopfen zur täglichen Geräuschkulisse, trotz Staubsauger.

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  9. Wer hätte das damals gedacht, dass es einmal eine Ausstellung von verschieden geformten Teppichklopfern geben könnte? Ich kannte in der Kindheit nur dieselbe und fand erst nach späteren Umzügen und weiter entfernten Flohmärkten die Variantenvielfalt heraus.
    Der Kinderwagen ist toll, wie eine korbgeflochtene Entsprechung zu den alten Automodellen, sogar mit Stosstange und Radkappen. an eine rundlichere Variante erinnere ich mich aus dem Keller des Nachbarhauses, in dem wir Kinder manchmal spielten, bis und jemand hinausscheuchte. Die geflochtenen Kleinigkeiten sind auuch sehr hübsch.

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  10. Hallo Roland,
    das ist ja ein feines Museum!
    Stell dir vor, ich besitze so einen Teppichklopfer und lustigerweise hat mir den damals meine Nürnberger Freundin vererbt, als sie von Kanada wieder nach Deutschland zurückgezogen ist.
    Er hängt bei mir in so einer Art Besenkammer und fristet da u.a. mit seinem „Nachfolger“, dem Staubsauger, sein Dasein.
    Nachdem ich jetzt weiss, dass diese Dinger sogar in Museen ausgestellt sind, werde ich mich um einen besseren Platz für ihn kümmern. Vielleicht draussen, an einer geschützten Stelle im Garten und da könnte dann eine Pflanze hochklettern…
    VG
    Christa

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  11. Interessante Dokumentation mit sehr schönen Fotos. LG Jürgen aus Ostfriesland

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  1. Klopfermacherei in Neuensee – ROYUSCH-UNTERWEGS

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